Sven Meyer ist seit drei Jahren Performance Coach beim Team TREK | VAUDE. Davor war er über zehn Jahre lang als Bundestrainer (Bahn Ausdauer Männer) tätig. Wir haben uns mit Sven Meyer über Mountainbike-Training mit dem E-Bike unterhalten und wollten wissen, wie Motorpacing funktioniert und worauf man dabei achten sollte. Unten gehts zum Interview.
Hallo Sven, wie sieht ein normales Training bei euch aus?
Während der Vorbereitung auf die Wettkampfsaison besteht das Training bei uns vor allem aus langen Grundlageneinheiten. In diese Einheiten bauen wir immer wieder verschiedene Intervalle ein, die umso intensiver werden, je näher die Rennen rücken. Während der Vorbereitung machen unsere Athlet:innen aber auch viel allgemeines Training sowie Krafttraining.
Motorpacing mit dem E-Bike wird im Mountainbike Sport immer beliebter. Was kann man sich darunter genau vorstellen?
Motorpacing ist eine Trainingstechnik, bei der die Athlet:innen im Windschatten eines E-Bikes wie dem Trek Rail fahren. Der leistungsstarke Bosch-Antrieb trägt dazu bei, Renngeschwindigkeiten auf Distanz zu fahren. Es geht darum, den Wettkampf zu simulieren. Das heißt, wir fahren auf einem E-Bike mit Wettkampfgeschwindigkeit vor einem unserer Fahrer:innen vor und dieser oder diese muss dem E-Bike folgen. Die Strecken und Geschwindigkeiten hängen dabei von der individuellen Zielstellung ab.
Wie setzt ihr Motorpacing in euren Trainings ein?
Wir setzen Motorpacing mit dem E-Bike vor allem in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung ein, um uns den «letzten Schliff» zu holen. Motorpacing auf der Straße wird vor allem in regenerativen Einheiten genutzt und manchmal auch in Grundlageneinheiten, um die Zeit rumzubekommen.
Auf was sollte man beim Motorpacing mit dem E-Bike achten?
Wichtig ist vor allem, dass eine Person auf dem E-Bike sitzt, die über ausreichende technische Fähigkeiten verfügt. Es bringt ja nichts, wenn wir mit Wettkampfgeschwindigkeit fahren wollen, aber der Pacer das technisch nicht umsetzen kann. Zusätzlich sollte der Pacer ein gutes Gefühl für die Sportlerin oder den Sportler auf dem Rad hinter sich haben. Je nachdem, wie hart wir pushen wollen, muss der Pacer genau wissen, wann und wo er Gas geben oder vielleicht ein wenig Geschwindigkeit rausnehmen muss.
Welchen Trainingseffekt hat das Motorpacing?
Beim Motorpacing geht es in erster Linie um die Entwicklung der komplexen Wettkampfleistung. Im Wettkampf fährt man ja selten allein, sondern hat auch während eines Rennens immer etwas Windschatten von anderen Fahrer:innen. Dadurch ist die Geschwindigkeit höher, als wenn man alleine fahren würde. Durch die höhere Geschwindigkeit ändert sich zum einen die Trägheit des Systems, was wiederum Auswirkungen auf den Tritt hat. Zum anderen ändern sich natürlich auch die technischen Ansprüche erheblich. Würde man ohne Pacing fahren, wäre entweder die Leistung zu hoch oder die Geschwindigkeit zu gering, sodass man immer irgendwelche Abstriche machen müsste. Das Pacing hilft Sportler:innen bis ans Limit zu pushen. Es ist mental einfacher, sich komplett auszulasten, wenn man jemandem folgen muss, als wenn man alleine durch den Wald fährt.
Hat ein roter Vollbart Einfluss auf das “Windshield” welches der Pacer den Athlet:innen bietet?
Der Bart sollte für mehr Luftverwirbelungen sorgen und damit einen besseren Windschatten bieten, aber die Athleten hätten ganz sicher mehr davon, wenn ich einfach ein paar Kilos zunehmen würde. 😉
Zum Schluss: Welche Tipps hast du für Amateur:innen?
Ich denke, dass es ganz wichtig ist, sich langsam an das Thema heranzutasten und nicht gleich mit Vollgas über die schwierigsten Trails zu hämmern. Das Allerwichtigste ist, einen Pacer zu haben, dem man blind vertraut. Der Pacer trägt beim Motortraining Verantwortung für zwei und muss auch in brenzligen Situationen so handeln, dass er den Fahrer oder die Fahrerin hinter sich nicht zusätzlich in Gefahr bringt. Ohne dieses Vertrauen und ein gutes Verständnis füreinander kann man das Motortraining nicht vernünftig umsetzen. Genauso wichtig ist es aber auch, dass sich die Sportler:innen an das Pacing gewöhnen und lernen, wo man sich hinter dem Pacer platzieren und wie man in verschiedenen Situationen reagieren sollte. Das braucht alles etwas Zeit und geht nicht von heute auf morgen.
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