- Film
- 3 September, 2021
- Kathi Kuypers
Den Maßstab verschieben: Die Audi Nines zeigen, was auf dem Bike alles möglich ist Senderella-Style in der Grube
Slopestyle ist eine ganz besondere Disziplin. In vielerlei Hinsicht. In den letzten Jahren war sie meist von Männern dominiert, die auf dem Bike die Grenzen des Möglichen verschoben haben. Seit einiger Zeit finden sich aber auch immer mehr Frauen auf den Events bzw. organisieren eigene Veranstaltungen. Egal ob «Dark Horse» oder «Red Bull Formation», Fahrerinnen wie Casey Brown, Caroline Buchanan usw. bereichern die Szene.
Umso mehr freut es mich, dass wir in diesem Jahr beim Audi Nines mit dabei sein durften. Ich verfolge das Event seit der ersten Stunde und war seit jeher vom Format begeistert. Vor vier Jahren hatte ich das erstmals das Gefühl, ein paar der Audi Nines Jumps fahren zu können. Seitdem trete ich dem Organisator auf die Füße, dass es Zeit wäre Ladies zuzulassen. Schließlich sind die Winterevents von Audi Nines schon seit einigen Jahren auch mit Girls. Es gab sogar mal ein «Nine Queens» mit nur weiblicher Besetzung.
Nur wenn wir Ladies bei Events und Contests als vollwertige Teilnehmer angesehen werden, wird der Sport, sei es Freeride oder Slopestyle-Mountainbiking auch bei uns Damen akzeptiert – vor allem von Außen. Man muss sich messen können und zumindest eine Handvoll Mitstreiterinnen haben, um die Disziplin glaubwürdig und medienwirksam erscheinen zu lassen.
Das Audi Nines 2021 wird viele Mädchen aufs Bike bringen und den Nischensport aufblühen lassen. Ich bin mir sicher, dass nächstes Jahr nicht nur das Tricklevel bei den Damen explodieren wird, sondern vor allem viel mehr Ladies sich trauen, den Slopestyle– bzw. Freeride–Sport auszuüben. Das ist auch ausschlaggebender Punkt bei Sponsoren, denn wenn mehr (weibliche) Personen diese Disziplinen ausüben, wird es mehr Investment und mehr weibliche Vorbilder geben. Davon braucht die Welt mehr, vor allem im Freestyle–MTB. Ich habe das Gefühl, dass die Audi Nines–Familie nun mit dem weiblichen Part vollständig ist.
Warum wir Männer am Venue brauchen?
Die Männer haben uns vorgegeben, wie ein flowiger, smoother Run aussieht. Es ist wichtig, dass vor Augen zu haben. Bevor man einen Sprung wagt, muss dieser visualisiert werden. Wir hatten beim Audi Nines einige der besten Mountainbiker der Welt um uns herum. Sie gaben uns mit ihrer Sicherheit und Routine auf dem Bike Selbstbewusstsein. Wir brauchen keine unsicheren, wilden Radfahrer um uns, denn das würde uns alle verunsichern. Wenn wir die Männer um Rat bitten, sind sie stets bereit uns zu helfen, sei es, um uns den Speed für eine Line vorzugeben, oder um uns zu zeigen, wie man einen Trick auf diesem bzw. jenen Sprung ausführt. Sie zeigen uns auch Fehler auf. Die männlichen Profis am Gelände sind sehr erfahren und freuen sich, wenn wir Ladies sie um Hilfe bitten.
Wie wichtig sind die Audi Nines für die Slopestyle Szene?
Ich finde, dass das Audi Nines Event fundamental für Mountainbiking im Allgemeinen ist. Mit Hilfe dieses Events bekommt Mountainbiken sehr viel mediale Aufmerksamkeit. Sogar BBC/ESPN, das deutsche Fernsehen und andere Mainstream-Medien berichten von unseren Stunts und das hilft, dass der Sport auch bei nicht Radsport-affinen Menschen einen Eindruck hinterlässt. Was wir in der Audi Nines Woche auf dem Bike geleistet haben war einzigartig und wir sind sehr dankbar, dass eine hervorragende Mediencrew all die Action eingefangen und uns gut in Szene gesetzt hat.
Die Audi Nines Building Crew hat in Hinblick auf das Setup hervorragende Arbeit geleistet. Alle Sprünge sind sowohl mit dem Dirtjump-Bike wie auch mit dem Downhillbike fahrbar. Das ist eine besondere Leistung, denn beide Fahrräder könnten unterschiedlich nicht sein und der Speed und die Kraft, die man bei den verschiedenen Bikes braucht, ist komplett anders. Wir hatten die Freiheit, wann immer wir wollten und bereit dazu waren verschiedene Lines zu fahren, oder sogar erst in der Mitte einzusteigen, wenn uns der der Start einer Line zu derber erschien.
Bei diesem Event gibt es keinen Contest-Druck, man muss seine Tricks nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt und nach nur 30 Minuten Training in einem Qualifying-Run unter Beweis stellen. Das nimmt sehr viel Druck raus, lässt die Athleten kreativer werden und, meiner Meinung nach, auch besser Radfahren. Gleichzeitig aber verspürt man Druck, mit seinen MTB-Freunden und Freundinnen mithalten zu wollen und immer noch eins draufzusetzen. Das persönliche Wachstum ist dabei aber ein organischer, ein gesunder Prozess. Man hat weniger Angst Fehler zu machen und vor Publikum zu stürzen.
Caroline Buchanan schreibt Geschichte
Caroline hat zielstrebig auf dieses Ereignis hintrainiert. Sie hat das Event nicht wie die typischen Freerider mit der Einstellung «Easy», «Schauen wir mal, was geht» angegangen, sondern sich extra einen Airbag gekauft, um den Frontflip zu üben. Sie hat sich den ersten Frontflip auf Dirt für Audi Nines aufgehoben, weil sie hier den größtmöglichen medialen Output bekommt. Und das war ein intelligenter Move von ihr, denn nur wenn die Welt weiß, was möglich ist, trauen sich viel mehr Menschen den Sport auszuüben. Gibt es keine Vorbilder braucht es ein sehr bestimmtes Mindset, um neue Maßstäbe zu setzen.
Ich finde, dass wir Pioniere sind. Wir Mädchen vertragen uns sehr gut untereinander und konnten unseren Sport auf dem extrem gut gebauten Kurs pushen. Wir werden sehen, wie viele Girls nächstes Jahr eingeladen werden. Ich freue mich aber schon auf das kommende Jahr.
Fotos: Audi Nines
About the Author: Kathi Kuypers
Kathi Kuypers ist der professionelle Teenager unter den Trek Gravity Girls und ist für jeden Spaß zu haben. Ihre Freunde beschreiben das bayerische Freeride-Girl als eine Badass-Lady auf ihrem Bike, das sich nicht davor scheut auch mal gegen die Männer auf dem Slopestyle Kurs anzutreten. Sie sitzt jede freie Minute auf dem Bike und ist stets motiviert Neues zu erlernen. Sie ist ein fester Bestandteil der Freeride MTB Szene und fühlt sich in fast allen Disziplinen heimisch.