E-Mountainbike Weltmeisterschaft – Auf zu neuen Ufern Dieses Jahr findet zum ersten Mal die E-Bike WM statt. Nathalie Schneitter, ehemalige Cross-Country Fahrerin auf Weltcup-Niveau und noch immer erfolgreiche Radsport-Athletin in unterschiedlichsten Disziplinen, lässt sich die Chance nicht entgehen, an einer Weltpremiere - der allerersten E-Mountainbike-WM - an den Start zu gehen. Wie sie sich auf diese Herausforderung in Kanada vorbereitet und welche Hürden das mit sich bringt, erfahrt ihr hier.
Photo: Maxime Aquetil I Freerideworldtour
Ich liebe das Abenteuer und ich liebe körperliche und mentale Herausforderungen. Zudem bin ich seit zwei Jahren bekennende E-Mountainbike-Enthusiastin. Als ich noch als Cross-Country-Profi tourte, hätte ich mich nur bei Nacht und Nebel getraut e-powered unterwegs zu sein. Kritisch und neugierig wie ich zugleich bin, hat sich dies aber gewaltig geändert. Für mich bedeutet Radfahren Freiheit und Glück, dabei ist es egal auf welchem Fahrrad ich sitze. Mit dem E-MTB kann ich unbekannte Gebiete erforschen, die Möglichkeiten sind beinahe unbegrenzt, das begeistert mich!
Und nun findet also am 28. August 2019 die allererste offizielle E-Mountainbike Weltmeisterschaft des Weltverbandes der Radfahrer UCI statt. Es wird Geschichte geschrieben und ich will dabei sein. Ich bin aber nicht die einzige: Gleich fünf Olympische Medaillengewinner stehen auf der Startliste. Dies sind weitaus mehr, als beim Cross Country Rennen am Start sein werden.
Übersicht E-MTB WM und E-Bike-WM für Jedermann
Die E-Mountainbike Weltmeisterschaft in Kanada ist nicht zu verwechseln mit der E-Bike-WM für Jedermann in Sillian in Osttirol.
Daten und Fakten:
E-Mountainbike-Weltmeisterschaft
Austragungsort: Mont-Sainte-Anne, Kanada
Datum: 28.08.2019 – 01.09.2019
Erster Renntag: 28.08.2019
Teilnehmer: nur professionelle Athleten
Veranstalter: UCI (Weltradsportverband)
E-Bike-WM für Jedermann
Austragungsort: Mont-Sainte-Anne, Kanada
Datum: 13.09.2019 – 14.09.2019
Erster Renntag: 14.09.2019
Teilnehmer: Jedermann
Veranstalter: E-Bike Federation
Vorbereitung auf die E-Mountainbike Weltmeisterschaft
Meine WM-Vorbereitung ist schon mehrere Monate alt. Da noch niemand wirklich Erfahrung mit dem Thema E-Racing hat, musste ich mir viel Wissen selber aneignen. Nicht nur einmal musste ich alte Überzeugungen über Bord werfen und durch neue Erkenntnisse ersetzen. E-Racing ist ein Teamsport: Nicht nur ich stehe als Athlet im Mittelpunkt, sondern auch mein Teampartner, mein e-powered Mountainbike. Nur wenn das Zusammenspiel von uns beiden harmoniert, können wir als Team erfolgreich sein.
Photo: Marco Rosasco
Ganze vier E-Cross-Country Rennen bin ich dieses Jahr gefahren und jedes hat neue Erkenntnisse geliefert. Zum Beispiel, dass E-Racing vor allem dann Sinn macht, wenn die Strecken so schwierig sind, dass sie ohne E-Unterstützung kaum zu bewältigen wären. Mittlerweile stehe ich in Lycra mit einem 160mm E-MTB am Start und bin mir sicher die richtige Materialwahl getroffen zu haben –Selbstvertrauen ist das A und O des Rennsportes! Auch das Batterie-Management ist natürlich ein riesen Thema. Aber auch hier gilt es eigene Erfahrung zu sammeln und ein Gefühl für den Team-Partner zu entwickeln. Die Reichweite der Batterie und damit auch die Renn-Strategie sind anhängig von Fahrergewicht und Fahrstil.
Zur unmittelbaren WM-Vorbereitung habe ich mir eine besondere Herausforderung gesucht: Im Team mit einer der besten Mountainbikerinnen aller Zeiten, der mehrfachen Enduro- und Downhill Weltmeisterin Tracy Mosely (GBR), bin ich das Dreitage-Rennen E-Tour du Mont Blanc gefahren. Während 3 Renntagen galt es 300 Kilometer, 16.000 Höhen- und Tiefenmeter zu bewältigen. 2.100 Wattstunden (4 Bosch 500W Batterien) pro Person durften wir pro Etappe einsetzen. Nicht nur die Fahrer, sondern auch das Material wurde dabei auf Herz und Nieren getestet.
Photo: Maxime Aquetil I Freerideworldtour
16 Teams bestehend aus eingeladenen Top-Fahrern stellten sich der Herausforderung – die wenigsten ahnend auf was für ein Abenteuer sie sich einlassen. Die Aufstiege entpuppten sich als fahrtechnisch so schwierig und steil, dass sie nur im Turbo Modus fahrend bewältigt werden konnten und bereits in der ersten Abfahrt wurde mir klar, dass ich am Ende des Rennens genau so viel Muskelschmerzen in den Armen haben werde, wie in den Beinen. Die größte Herausforderung des Rennens sollte aber der Col de Malatrà werden. Ein Gipfel auf Rund 3000 m, dessen letzten 200 Höhenmeter das E-MTB geschultert und über eine Art Klettersteig auf den Gipfel getragen werden mussten. Eine echte Grenzerfahrung, dieses Mal aber wohl eher für Athlet als Maschine.
Als Erinnerung geblieben sind die atemberaubenden Orte an die uns das E-Mountainbike gebracht hat. Wenn man sich erst mal getraut die Fähigkeiten des E-Mountainbikes auszuschöpfen, werden die Grenzen des Möglichen wahrlich verschoben.
Photo: Maxime Aquetil I Freerideworldtour
Und nun werden wir also im kanadischen Mont Sainte-Anne Geschichte schreiben. Wer weiß wo die Reise des E-Mountainbikes hingehen wird. Für die Erstaustragung der E-MTB-WM bin ich jedoch gut vorbereitet. 75 min soll das Rennen dauern und mein Hoffen auf eine technisch anspruchsvolle Strecke ist in Erfüllung gegangen. Noch habe ich einige Trainingsrunden vor mir, in denen mir und meinem Teampartner den Feinschliff holen kann. Die Nervosität steigt, die Vorfreude jedoch gleichermaßen.
Photo: Marco Rosasco
Bio Nathalie Schneitter:
Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country-Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 sicherte sie sich den Heimsieg beim Cross-Country-Weltcup in Champéry. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist ein bisschen verrückt und tanzt in jeder möglichen Situation. Sie ist Messeverantwortliche im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich und spricht auf Red Bull TV den Deutschen Co-Kommentar des MTB Cross Country Weltcup.
About the Author: Trek
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