Das neue Rail, ein Bike mit Weltmeistertitel Zwei Elementare Teile bedarf es für einen Weltmeistertitel. Eine herausragende Athletin mit aussergewöhnlichem Fahrkönnen und das passende Bike. Wie das Zusammenspiel der beiden an der E-Bike Weltmeisterschaft funktioniert hat, erzählt Nathalie Schneitter in diesem Blogpost.
Das Trek Rail – mein Partner im Kampf um den WM-Titel!
Wer mich kennt, der weiss, dass ich ungeheuer viele Fragen stelle. Ich will wissen wie und vor allem auch warum etwas funktioniert. Mit meinen Fragen habe ich früher meine Mechaniker an den Rand des Wahnsinns getrieben. Reifendruck, Reifenbreite, Kettenblattgrössen – zu allem fiel mir etwas ein. Seit ich mich mit E-Mountainbikes auseinandersetze, kennt das mit der Fragerei kein Halten mehr. Ich bin Perfektionist und erst wenn ich 100% überzeugt bin, kann ich mit Selbstvertrauen an der Startlinie stehen – an der Startlinie der ersten offiziellen UCI E-Mountainbike Weltmeisterschaft versteht sich.
Photo: Matt Delorme
Auf der Suche nach dem bestmöglichen Setup, beschloss ich zusammen mit meinen Partnern Mut unter Beweis zu stellen und mit dem brandneuen Rail von Trek Bikes an den Start zu gehen. Aus logistischen Gründen konnte ich das Bike jedoch erst zwei Tage vor dem Rennen im kanadischen Mont Sainte-Anne zum ersten Mal ausgiebig testen. Das Wissen um das neue Stahlross, das mich in Kanada erwarten wird, liess mich vorgängig in theoretische Tiefen abtauchen, deren Wahrheitsgehalt sich erst vor Ort überprüfen liess. Eine zentrale Rolle in der Vorbereitung spielte beispielsweise die Frage, welche Trittfrequenz die effizienteste Motorenunterstützung geniesst.
Der neue Bosch Performance Line CX Motor ist eine Wucht. Er ist kleiner, leichter und effizienter und ermöglicht ein natürlicheres Fahrgefühl. Gewaltig spürbar ist der Unterschied beim Wiegetritt fahren und oberhalb der maximalen Unterstützungsgeschwindigkeit – es gibt beim neuen Motor praktisch keinen Tretwiderstand mehr! Um ihn aber optimal nutzen zu können, musste ich meinen Fahrstil anpassen. Für die Umsetzung im Trainingsalltag bedeutete dies, dass ich sogar Intervalle auf dem Rennrad mit der Trittfrequenz gefahren bin, die mich in Theorie mit dem E-Bike am schnellsten den Berg hinaufbringt. Laut Theorie sind dies 76rpm. Etwas übertrieben findet ihr? Nun im Hochleistungssport geht es meist um Sekunden!
Photo: Matt Delormen
Da sich das Rail mit seinen 150/160mm Federweg und den 29-Zoll-Laufrädern ähnlich wie mein Slash Enduro-Bike fährt, war es kein Wunder, dass ich mich darauf sofort wohl fühlte. Das Rail kombiniert die neuste Motorentechnologie von Bosch mit den legendären Trailbike-Eigenschaften von Trek. Natürlich kommt es nicht von ungefähr, dass ich diesen Sommer deshalb besonders viel Zeit auf dem Slash verbracht und in der unmittelbaren WM-Vorbereitung ein 29er Vorderrad an mein E-MTB Powerfly montiert habe. Übung macht den Meister und die Vorbereitung auf das 29er Fahrverhalten zentral.
Im Vergleich zum Powerfly fühlt sich das Rail leichter und wendiger an. Bunny Hop und Nose-Wheelies fallen mir auf dem neuen Bike leichter. Aber auch in engen Spitzkehren bergauf fühle ich mich wohler.
Der Trick vom Profi für technische Aufstiege: Sattel runter! So ist der Schwerpunkt weiter unten und die Kraft vom Motor kann besser greifen, ohne dass bei dem temperamentvollen Stahlross das Vorderrad steigt, oder man das Gefühle erhält in die Kurve hinein zu fallen.
Obwohl ich vor dem WM-Rennen nur zwei Trainingstage auf dem neuen E-Mountainbike absolvieren konnte, habe ich mich darauf wohl gefühlt. Ein weiterer Mehrwert war der neue Kiox-Controller, der Fahrdaten wie meine eigene Wattleistung, Herz- und Trittfrequenz anzeigt und einen zusätzlichen Velocomputer somit überflüssig macht.
Was im WM-Rennen erstaunlicherweise nicht gross ins Gewicht fiel, ist die grössere Batterie mit 625 Wattstunden für eine längere Reichweite. Das Rennen war mit 1h11min eher kurz und bei meinem Körpergewicht auch mit der 500W Batterie zu bewältigen. Die grössere Reichweite kam mir jedoch im Streckentraining entgegen, wo ich jeweils eine zusätzliche Trainingsrunde absolvieren konnte.
Fast ein ganzes Jahr Vorbereitung stecken in diesem E-MTB WM Projekt. Dass meine Planung, Theorien und Vorbereitungen so reibungslos aufgegangen sind, ich tatsächlich mit dem neuen Rail am Start stand und damit das Regenbogentrikot in die Trek Familie geholt habe, das ist schon fast ein Märchen. Natürlich kommen solche Märchen aber nicht von Ungefähr. Ich darf auf ein Umfeld von Experten vertrauen, welches mir im richtigen Moment die richtigen Inputs gibt. Um das richtige Feedback zu erhalten, muss man aber auch die richtigen Fragen stellen. Es scheint, als ob das das E-Mountainbike und insbesondere das Rail wie die Faust aufs Auge zu mir passt.
Bio Nathalie Schneitter:
Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country-Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie Vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 sicherte sie sich den Heimsieg beim Cross-Country-Weltcup in Champéry. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist bisschen verrückt und tanzt in jeder möglichen Situation. Sie ist Messeverantwortliche im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich und spricht auf Red Bull TV den Deutschen Co-Kommentar des MTB Cross Country Weltcup. Am 28. August hat Nathalie Geschichte geschrieben und erkämpfte den Titel zur ersten offiziellen E-MTB-Weltmeisterin.
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