Ratgeber: Hinterbau Progression verstellen Trek Fuel EX und Trek Session Alles über unseren Progression-Chip, Luft- vs. Stahlfeder, Kennlinie und dein perfektes Setup

Ratgeber: Hinterbau Progression verstellen Trek Fuel EX und Trek Session Alles über unseren Progression-Chip, Luft- vs. Stahlfeder, Kennlinie und dein perfektes Setup

Racing, Bikepark, Hometrails? Coil oder Air? Alles! Bei unserem Trail Bike-Allrounder Fuel EX (Gen. 6) und unserem Downhill-Boliden Session musst du keine Kompromisse eingehen, was dein Dämpfer-Setup angeht. Denn mit der Mino Link Progressionsverstellung hast du eine extra Anpassungsmöglichkeit im Rahmen, um dein Bike perfekt auf dich und den Trail abzustimmen.

Dank Progression Chip lässt sich die Federung des Session anpassen, sodass du es für den Renneinsatz besonders progressiv und für den Bikepark etwas entspannter abstimmen kannst.

Wie funktioniert mein Hinterbau eigentlich?

Falls Wörter wie Progression, Kennlinie oder Übersetzungsverhältnis noch in deinem Glossar fehlen – kein Problem, hier ein kurzer Überblick.

Bei der Funktion eines Fahrwerks spielen zwei Hauptfaktoren zusammen. Das Design des Hinterbaus, also wie Ingenieure die Drehpunkte designen und der darauf abgestimmte Dämpfer.

Beim Design gibt es unzählige Faktoren, die den Charakter eines Bikes prägen: Anti-Squat, Radhebungskurve, Anti-Rise und viele mehr. Wir fokussieren uns hier auf das Übersetzungsverhältnis (engl. Instant Leverage Ratio), also dem Verhältnis zwischen dem Weg des Hinterrades und dem Weg des Dämpfers beim Einfedern. Ein Übersetzungsverhältnis von 2,5 bedeutet beispielsweise, dass für jeden Millimeter, den der Dämpfer einfedert, sich die Achse des Hinterrads um 2,5 mm bewegt. Dieses Verhältnis ändert sich durch den Federweg jedoch. Das heißt, das Verhältnis kann am Anfang des Federwegs z. B. 2,9 sein, gegen Ende aber nur noch 2,3. Wie und wo sich das Verhältnis verändert, wird durch die Konstruktion des Hinterbaus bestimmt (Leverage Rate) und umgangssprachlich oft als Kennlinie bezeichnet. Eine Kennlinie wird oft als degressiv, linear oder progressiv bezeichnet, allerdings kann sie über den Federweg hinweg alle drei Eigenschaften besitzen. Hier kurz eine Begriffserklärung:

Degressiv

Je mehr Federweg genutzt wird, desto weniger Kraft wird benötigt, um den Dämpfer zu komprimieren. Gerade in der Vergangenheit war Degression am Anfang des Federwegs zu finden, um ein zu schnelles Einsacken des Dämpfers zu verhindern und das Fahrwerk möglichst antriebsneutral zu gestalten. Nachteil: zu viel Degression kostet Sensibilität. Außerdem schlägt ein degressives Fahrwerk schnell durch.

Linear

Die Kraft, um den Dämpfer zu komprimieren, bleibt über den gesamten Weg gleichmäßig. Das macht ein Fahrwerk sehr berechenbar und bietet guten Gegenhalt am Anfang und in der Mitte des Federwegs, erhöht aber das Durchschlagsrisiko am Ende des Federwegs.

Progressiv

Je mehr der Dämpfer einfedert, desto höher wird die dafür benötigte Kraft. Das bedeutet mehr Gegenhalt und Durchschlagswiderstand. Bei einer zu progressiven Kennlinie kann jedoch oft nicht der volle Federweg genutzt werden.

Wie eben schon erwähnt, zeigt kein Hinterbau durchgehend das gleiche Verhalten, sondern besitzt eine Kombination aus zwei oder gar allen drei Varianten – im Trail-, Enduro- und Downhill-Segment jedoch hauptsächlich ein Mix aus linear und progressiv. Je nach den Übersetzungsverhältnissen am Anfang und am Ende des Federwegs ergibt sich damit eine Gesamtprogression.

Mit der Trek Mino Link Progressionsverstellung hast du im Fuel EX und im Session die Möglichkeit, das Übersetzungsverhältnis des jeweiligen Bikes zu beeinflussen und somit die Kennlinie zu ändern. Über diesen Flip Chip lässt sich die untere Dämpferaufnahme in zwei Positionen verändern und du kannst auf zwei unterschiedliche Kennlinien zurückgreifen. Außerdem erhöht sich die Gesamtprogression des Hinterbaus von 20 % auf 25 %. Die Geometrie deines Fuel EX oder Session ändert sich dadurch nicht. Zum Umbau musst du lediglich den Dämpferbolzen herausschrauben, die Flip Chips umdrehen und den Bolzen wieder einschrauben. Das dauert kaum eine Minute und kann problemlos auf dem Trail durchgeführt werden.

Falls dich außerdem eine Geometrieveränderung interessiert, schau dir einfach unseren Ratgeber zur Mino Link Geometrieverstellung an.

Luft- vs. Stahlfeder

Auch die Art deines Dämpfers beeinflusst das Verhalten deines Fahrwerks durch Kraft und Federkennlinie. Luftfederdämpfer sind physikalisch bedingt immer progressiv. Um eine Luftfeder die doppelte Strecke zu komprimieren, ist mehr als die doppelte Kraft nötig. Dagegen zeigen Stahlfederdämpfer ein lineares Verhalten (Spezialfälle wie progressive Federn mal außen vor). Das heißt, um eine 500lb Feder 1 Zoll zu komprimieren, ist eine Kraft von 500 Pfund nötig; um sie 2 Zoll zu komprimieren, 1.000 Pfund, usw. (Sorry, metrische Werte sind hier leider noch kein Standard).

Fuel EX 9.9 XX1 AXS mit Fox Factory Float X Dämpfer.

Session von Sandro Schmid mit Coil Dämpfer.

Hinterbauten mit Stahlfederdämpfer benötigen somit eine höhere Hinterbauprogression, um gegen Ende des Federwegs nicht durchzuschlagen, geben dafür aber gerade im mittleren Federwegsbereich mehr Support. Stahlfederdämpfer werden oft als sensibel bzw. plush beschrieben, dieses Gefühl wird hauptsächlich durch das geringere Losbrechmoment erzeugt, da es deutlich weniger Dichtungen gibt, die Reibung erzeugen.

Luftdämpfer bieten mehr und einfachere Einstellmöglichkeiten, da man hier neben dem Druck z. B. auch die Luftkammergröße verändern kann. Somit lässt sich die Progression bzw. die Kennlinie vom Dämpfer noch einmal unabhängig von der des Hinterbaus verändern und das gesamte Verhalten feintunen.

Was bedeutet das für mein Trek?

Nachdem du nun weißt, was die wichtigsten Faktoren eines Hinterbaus sind, kommen wir zur wichtigsten Frage: Welches Setting solltest du in deinem Bike fahren? Pauschal empfehlen wir, mit dem progressiven Setup zu starten, da der Hinterbau so feinfühliger arbeiten kann. Wenn du allerdings den Eindruck hast, den Federweg nicht nutzen zu können, obwohl dein SAG korrekt ist (Fahrwerkskalkulator), dann wechsle am besten auf die weniger progressiven Einstellung. Vor allem leichtere Fahrer profitieren davon.

Fuel EX

Möchtest du dein Fuel EX eher als Tourenbike nutzen? Dann ist die weniger progressive Einstellung möglicherweise genau richtig, da der Hinterbau so mehr Gegenhalt beim Pedalieren bietet und du effektiver die Berge hinauf kommst. Liegt der Fokus eher auf Speed, Sprüngen oder würdest du gerne einen Coil-Dämpfer im Fuel EX fahren? Dann stell den Flip Chip auf die progressivere Position für mehr Durchschlagschutz.

Session

Legst du Wert auf ein möglichst feinfühliges Fahrwerk, das alles schluckt, was der Trail dir vor die Reifen wirft? Dann bist du mit der progressiveren Einstellung am besten bedient. Fährst du lieber flowigere Bikeparks und möchtest besseren Gegenhalt in der Mitte vom Federweg? Dann ist die weniger progressive Einstellung für dich die bessere Wahl. Willst du maximalen Durchschlagsschutz für große Drops? Dann nimmst du am besten einen Luft-Dämpfer und stellst den Flip Chip auf die progressive Position.

Das sind natürlich nur Anregungen, denn bereits dein Fahrstil kann die Wahl der Position ebenfalls beeinflussen: Wenn du z. B. ein relativ leichtfüßiger Fahrer bist, wirst du mit weniger Progression in den meisten Fällen besser bedient sein, da du ohnehin weniger Gefahr läufst, durchzuschlagen. So kannst du deinen Federweg am besten nutzen. Umgekehrt macht es bei einem aggressiveren Fahrstil Sinn, die stärkere Progression zu wählen, um den Dämpfer nicht unnötig härter fahren zu müssen oder die Druckstufen-Dämpfung zu stark erhöhen zu müssen, damit du nicht durchschlägst.

Der Progression Chip ist nur ein Teil der Individualisierung. Du kannst auch die Geometrie deines Bikes individualisieren. Check dazu z. B. unseren Ratgeber zur Mino Link Geometrieverstellung. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Mino Link einstellen

Die Mino Link genannte Geometrie-Verstellung am Hinterbau ermöglicht es dir, dein Bike an deine persönlichen Vorlieben anzupassen.
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About the Author: Christoph Bayer

Christophs Herz schlägt für MTBs aller Art und für die Fotografie. In seiner Rolle als Chefredakteur des Magazins Enduro-MTB konnte er dabei all seine Interessen voll ausleben. Zudem hat er in dieser Zeit ein Wissen über Enduro-Bikes gesammelt, wie kaum ein anderer. Seit Anfang 2021 ist als freier Fotograf tätig, unter anderem für uns.